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Der Kuß

Der ersten Liebe Hochgenuß
ist ohne Zweifel wohl der Kuß.
Er ist beliebt, er macht vergnügt
ob man ihn kriegt, ob man ihn gibt.
Er kostet nichts, ist unverbindlich,
denn er vollzieht sich immer mündlich.

Hat man die Absicht, daß man küßt,
so muß man erst mit Mut und List
den Abstand zu verringern trachten
und mit dem Auge zärtlich schmachten.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich die Unterkiefer,
dann pflegt man mit geschloss’nen Augen
sich einander festzusaugen.

Mund

 

(poetische Definition)

Kuß

Man küßt im Norden, küßt im Süden,
doch wie man küßt ist grundverschieden.
Der eine heiß, der and’re kalt,
der eine spät, der and’re bald.
Der eine haucht, der and’re schmatzt,
wie wenn ein Autoreifen platzt.
Hinwiederum der Keusche,
vermeidet jegliche Geräusche.

Und dann ist noch verschieden auch,
des Kusses Länge und Gebrauch.
Der eine kurz, der and’re länger,
den längsten nennt man Dauerbrenner.

 

nüchterne Definition: Der Kuß ist der Abdruck eines Eindrucks, durch Aufdruck mit Nachdruck.
Er ist ein Pressverfahren, bei dem die Mündlichkeit geboten,
die Öffentlichkeit auszuschließen und der Nachdruck gestattet ist.

neueste 
Definition
:

Der Kuß ist das Zusammenbauzen
zwei verliebter Menschenschnauzen.
Die Blicke werden tief und tiefer,
es nähern sich die Unterkiefer,
dann pflegt man mit geschloss´nen Augen
sich aneinander festzusaugen,
wobei meist ein Geräusch entsteht
als wenn die Kuh durch Matsche geht.

 
Enten

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