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der Schlüpfer

 
Diese Geschichte hat sich irgendwann um Weihnachten herum zugetragen.
Er stand der endlich gefundenen Braut noch ziemlich fremd gegenüber. Da war es für ihn schwer, das richtige Geschenk zu finden. Nach langem Überlegen entschloss er sich, ihr ein Paar feine Handschuhe mit einem Brief übermitteln zu lassen. In dem Brief nahm er bei jeder Zeile Bezug auf das Geschenk.
Im gleichen Geschäft kaufte er für seine Mutter ein paar Schlüpfer, als Sohn konnte er es sich ja erlauben. Durch die Unachtsamkeit der Verkäuferin wurden die beiden Päckchen jedoch vertauscht, so daß die Mutter die Handschuhe, die Braut aber die Schlüpfer erhielt.
Als die Braut in froher Stimmung das Paket mit den Schlüpfern erhielt und es öffnete, las sie folgende Begleitworte:

Liebes Schätzchen!
Lange habe ich darüber nachgedacht, womit ich Dir als Zeichen meiner Liebe eine kleine Freude machen kann. Neulich habe ich bemerkt, was Du am nötigsten brauchst. Du findest es im beiliegenden Päckchen. Gern würde ich dabei sein, wenn Du sie zum erstenmal anziehst, am liebsten zöge ich sie Dir selber an. Verlebe glückliche Tage darin, sie sind sehr schön und werden vielen gefallen.
Ich habe mit Absicht eine Nummer zu klein gekauft, denn sie weiten sich mit der Zeit und es sieht auch am besten aus, wenn sie stramm sitzen.
Die Wahl war schwer, es waren auch lange da, bis an die Gelenke, aber ich dachte mir, je kürzer, desto besser. Auch solche mit Pelzfutter waren da, aber sie kratzen auf der Haut, und es geht zum Frühling, wo Du, wie ich ja weiß, überhaupt keine trägst.
Ich wollte Dir erst Lederne kaufen mit Stulpen und reizenden Motiven, aber ich entschied mich doch für diese Durchbrochenen. Verliere sie nicht! Wenn Du eingeladen bist, lasse sie nicht liegen! Ziehe sie nicht halb an oder trage heruntergeklappt! Ich habe mit Absicht mit Reißverschluss gewählt, falls Du es mal sehr eilig hast. Wenn es warm ist, sieht es schick aus, wenn Du sie beim Spazieren gehen graziös in der Hand hältst. Sie werden nicht lange sauber bleiben, denn viele Leute haben schwitzige Hände. Wenn Du sie reinigen willst, begieße sie mit Benzin, und setze dich damit in die Anlagen in die Sonne. Bevor Du sie anziehst, musst Du einmal kräftig hineinpassen.
Wenn sie Dir nicht gefallen sollten, kannst Du sie auch umtauschen. Der Verkäufer probiert gern andere an. Wenn sie nicht mehr zu gebrauchen sind oder entzwei gehen, wirf sie nicht weg, sondern gib sie mir zurück, denn ich kann damit schön meine Brillengläser putzen.

In treuer Liebe

Dein Adam

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