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Hochzeitsfeier früher

Ich hatte da wo wir jetzt wohnen eine Familienfeier 
wir rechnen so mit 10 Personen, 
vielleicht noch Nachbar Meier. 
Da, 2 Tage vor dem Feste 
hat es sich dann rausgestellt,
es kommen nicht nur 10, 12 Gäste, 
nein 40 haben sich angemeld´. 
Nun war es damals mit dem Essen 
besonders schlecht bestellt. 
Die Bauern hatten ja was, 
aber wir bekamen nichts fürs Geld. 
Da hab´ ich dann die ganze Nacht 
immer hin und her gedacht, 
was wir denn da, vor allen Dingen, 
der Truppe auf den Tisch soll`n bringen.
Ich tauschte für 4 Paar selbstgestrickte Socken 
beim Kaufmann 1 Pfund Haferflocken. 
Die habe ich dann im Waschhaus binnen 
gleich gekocht im Kessel drinnen. 
Mit Zwiebeln, Salz und Sacharien 
versuchten wir Geschmack hinzukriegen. 
Es schmeckte auch schon ganz adrett,
nun fehlte nur ein bißchen Fett. 
Ich hatte noch vom Apotheker Pöhl 
2 große Flaschen Rizinusöl. 
Die habe ich dazu gemischt 
und dann die Suppe aufgetischt. 
Was meint ihr wie die 40 Mann 
sich stürzten an die Suppe ran. 
Die haben geschlabbert und geschmatzt, 
und dem Onkel Emil ist die Hose geplatzt.
Er hatte 6x nachgefüllt, 
dann war sein Hunger erst gestillt. 
Sie waren ja alle wie verschreckt 
und hätten am liebsten die Teller abgeleckt. 
Nach einer Weile, wir waren beim Singen, 
sah ich Tante Emma plötzlich aufspringen. 
Ich rufe noch: „Was ist denn los ?“ 
„Ach, ich muß ganz schnell mal groß.“
Das war genau wie ein Signal, 
denn jetzt mußten plötzlich alle mal.
Das war ein Gedrückte und Gebrülle, 
denn wir hatten doch nur eine Brille. 
Da habe ich alle die da warten, 
reingejagt in meinen Garten.
Vorne in dem Sellerie 
da gingen die Männer in die Knie. 
Etwas weiter zwischen den Möhren 
konnte man die Frauen hören. 
Das war ein Gequieke und Gejuche, 
20 saßen in der Hucke. 
Da hat´s geballert an der Stelle 
wie beim Schießen an der Quelle.
Während dieser Zeit saß noch in der Stube. 
Onkel Emil, der alte Bube. 
Seine Augen waren rot umrändert, 
denn in der Hose hatte sich was verändert. 
Tante Emma rief: „Du altes Schwein, 
bei Dir läuft ja alles aus dem Hosenbein.“
Und mit ´nem Wollfaden im Nu 
band sie ihm die Hose zu. 
In 5 Minuten, es war toll, 
waren beide Hosenbeine voll. 
Da staute sich bis an die Knie 
6 Teller Haferflockenbrie. 
Er konnte nun auch nicht länger warten 
und mußte raus in unseren Garten.
Dann kam er rein, war ganz durchnässt 
und klein, denn während seiner Gartendauer, 
gab es einen Gewitterschauer. 
Keiner sollte sich verkühlen, 
drum mußte ich die Gläser füllen. 
Es sollte wohl so sein, 
ich hatte nur noch Holunderwein.
Der war noch nicht ganz gegoren, 
aber alle haben darauf geschworen, 
daß er gut schmeckt und den Durst stillt. 
Da hab´ ich alles abgefüllt, 
und immer feste mit Gesang 
spülten wir die Kehle blank. 
Ich hatte bannig einen gezischt, 
da hatte es mich erneut erwischt,
und nach einer kurzen Weile 
waren die Anderen auch in Eile 
stürzten dann gleich ohne zu warten
 nach hinten in den Gemüsegarten. 
Und wie sie wieder nach drinnen kamen 
waren sie alle krumm und lahm. 
Ihre Knie waren ganz hohl, 
drum sagten sie auch bald leb´ wohl. 
Und als letzter Gast sagt Nachbar Meier:
„Mensch Junge, war das 'ne prima Feier!“

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