Quick`n Brite - Der Allroundreiniger

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Hochzeitsbräuche (1)

Der Hochzeitslader
Ehen erfolgten in früheren Zeiten meist nicht wegen der Liebe zweier Menschen, sondern wurden aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus geschlossen. Im bayerischen Raum war es der „Schmuser“, der zwei Eheleute zusammenbrachte. Ein professioneller Kuppler, der vom Kennenlernen der beiden bis hin zur Festsetzung der Aussteuer alles in die Hand nahm.

Nachdem das Aufgebot beim Pfarrer gemacht worden war, ging man zum Wirt, um die Zahl der Hochzeitsgäste mitzuteilen und das Mahlgeld auszuhandeln. Danach fand ein Mahl statt, bei dem auch der Brautvater und der Hochzeitslader anwesend waren. Die wichtigste Person ab diesem Tage war der Hochzeitslader - er war Manager und Animateur zugleich. Die Hochzeitslader waren meist Männer, die die Leute und Gebräuche vor Ort sehr gut kannten. Entscheidend für ihren Beruf war - besonders am Hochzeitstag selbst -, daß sie das Zeug zum Alleinunterhalter hatten und es verstanden, witzig, frech und doch einfühlsam für gute Stimmung zu sorgen.

Die erste Aufgabe des Hochzeitsladers war, Verwandte, Freunde und Nachbarn zum Hochzeitsfest einzuladen. Bei einer Bauernhochzeit wurden zwei bis dreihundert Personen geladen. Der Hochzeitslader ging in jedes Haus - traditionell mit einer roten Schärpe gekleidet und einen geschmückten Stab in der Hand - sprach oder sang seine Einladungsverse und schrieb Ort, Termin und Mahlgeld mit Kreide auf die Haustür.

 

Die Ehe vor bösen Geistern schützen
Um sich vor schlechten Geistern, vor Hexen und Druiden zu schützen, hielt man sich in früheren Jahrhunderten peinlichst genau an gewisse Rituale, von denen man glaubte, daß sie das Böse fernhalten würden. Auch im Umfeld einer Hochzeit gab es viel zu beachten, um ja nicht leichtsinnig den bösen Mächten zum Opfer zu fallen.

Vom Zeitpunkt des Eheversprechens bis zum Tag der Hochzeit durften sowohl aus dem Hause der Braut als auch des Bräutigams keine Haushaltsgeräte ausgeliehen werden. Ebenso war es verboten, sich aus anderen Häusern etwas zu entleihen. Durch Hexerei hätte die Ehe schon im Ansatz schwer beschädigt werden können. Aus dem gleichen Grund durfte man in diesem Zeitraum nichts an Arme oder Kranke verschenken, sie hätten das Unglück auch über das Brautpaar bringen können. Um dies wieder auszugleichen, war man am Hochzeitstag dann besonders großzügig mit Geschenken und Almosen. Geld, das in dieser Zeit eingenommen wurde, durfte keinesfalls zusammen mit dem übrigen Bargeld aufbewahrt werden. Kein Tresor hätte davor schützen können, daß nicht das gesamte Vermögen verschwunden wäre.

Braut und Bräutigam durften abends auf keinen Fall mehr  ohne Begleitung aus dem Hause gehen und sonst nie, ohne sich vorher mit Weihwasser zu besprengen. Dabei mußten sie immer üppig bekleidet sein - keinesfalls nur mit Hemd oder Bluse - da die bösen Mächte auf einen unverhüllten Körper leichter Zugriff hätten.

Die Aussteuer
Tischtücher machen Leute! Die Aussteuer diente früher nicht nur einem erleichterten Start in den neuen Hausstand. Mehr noch wurde sie dafür benutzt, den Wohlstand der Familie zur Schau zu stellen, oder notfalls auch nur vorzugaukeln.

Sobald die eigens engagierte Näherin mit der Fertigung der Tischtücher, Bettücher, Taschentücher, Handtücher, Einstecktücher und aller sonst noch für den Ehestand notwendigen Tücher fertig war, mußte alles in einen Schrank geschichtet werden. Es war entscheidend, hierbei die höchste Stapel-, Lege- und Faltkunst unter Beweis zu stellen, da gleich nach Fertigstellung alle Freundinnen, Nachbarinnen und sonstige Neugierige herbeieilen würden, um sich fachkundig über den „Kasten“ das Maul zu zerreißen.

Schwierig wurde es, wenn die Aussteuer nicht recht üppig ausgefallen war. Der Schein mußte trotzdem gewahrt bleiben. Der hintere Bereich des Schrankes wurde dann mit alten Laken üppig vollgestopft und das Wenige vorne kunstvoll aufgestapelt. Strümpfe oder Bänder mußten so gelegt werden, daß es aussah, als wären es zwei. Und aus einem Handtuch konnte man mit entsprechender Fingerfertigkeit schon mal auch drei zaubern.

Ob ehrliche oder geschwindelte Zurschaustellung - vom Pfarrer wurde der Brautkasten in jedem Fall eingesegnet!

Regen am Hochzeitstag
Regen auf den Schleier der Braut wurde als Glücksbote betrachtet.

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