Glücksbrot und Morgensuppe
Dort, wo die Brautleute selbst
zur Hochzeit einluden, erhielt die Braut in jedem Haus ein Stück Brot,
das sogenannte Glücksbrot. Dieses Brot wurde am Hochzeitsmorgen in die
glücksbringende Morgensuppe gebrockt. Häufig mußten die Brautleute
die Suppe gemeinsam aus einem Teller auslöffeln und dabei auch die Löffel
tauschen.
Die Morgensuppe oder Morgenzeche war ursprünglich
eine Hühnersuppe, zu der jeder der Geladenen ein Stück Brot
mitbrachte. Sie wurde vielerorts, zum Beispiel in Thüringen und
Friesland, vor dem Kirchgang aufgetischt. Übrigens: Armen, Kranken und
Wöchnerinnen brachte man die Suppe sogar ins Haus.
Reis
werfen
Für reichlich Nachwuchs soll die alte asiatisch-englische Sitte sorgen,
das Brautpaar nach der Trauung mit Reis zu bewerfen. Hierzulande wurden
dafür – je nach Region – Getreidekörner oder Erbsen verwendet.
Andere
Bräuche vom Kindersegen
Fruchtbarkeitssymbole sind
auch Früchte und Eier, die man der Braut unter anderem in der Schweiz
am Hochzeitsmorgen überreichte.
In einigen Gegenden gab es den Brauch, der Braut während des
Hochzeitsessens einen kleinen Jungen auf den Schoß zu setzen, damit
sich bald ein Stammhalter einstellte.
Offenkundig ist auch die Symbolik, wenn Freunde
einen Klapperstorch oder einen Kinderwagen auf das Dach des Brauthauses
montieren, wie man es auf dem Land ab und zu heute noch sehen kann.
Brautentführung
Den Auszug
aus dem Elternhaus und den Übergang in den neuen Lebensabschnitt
symbolisierte ursprünglich auch der Brauch, die Braut während der
Hochzeitsfeier zu rauben. Heute ist das Brautstehlen allenfalls ein
beliebter Spaß, der jedoch zeitlich begrenzt sein sollte (die
Abwesenheit der Hauptpersonen kann sich nachteilig auf die Feststimmung
auswirken). In einem günstigen Augenblick entführen Freunde des Paares
die Braut und ziehen mit ihr in ein anderes Gasthaus. In Bayern bekommt
der Bräutigam auch heute noch manchmal ein Kopftuch umgebunden, in die
eine Hand eine Kerze und in die andere einen Besen. So ausgerüstet,
macht er sich auf die Suche nach seiner Braut, die er dann durch Zahlen
der Zeche freikaufen muß.
Brautschuhstehlen
Für
Stimmung beim Fest sorgt häufig auch der traditionelle Brauch, der
Braut heimlich einen Schuh auszuziehen. Sobald sie den Verlust bemerkt,
muß sie natürlich heftig protestieren. Daraufhin werden ihr plumpe
Holz- oder Wanderschuhe als Ersatz angeboten. Nur gegen „Lösegeld“
bekommt sie ihren Brautschuh wieder zurück.
Brautschuhversteigerung
Eine
andere weitverbreitete Sitte ist das Brautschuhversteigern. Dabei wird
der möglichst unbemerkt entwendete Schuh auf einem Tablett präsentiert.
Ein Gast übernimmt die Rolle des Auktionators und animiert die
Anwesenden, den Schuh zu ersteigern. Jeder gibt soviel, wie er möchte
– eine, fünf oder auch drei Mark. Gesteigert wird solange, bis der
Brautschuh mit Münzen gefüllt ist. Den Erlös der Auktion bekommt das
Brautpaar.
Pfennige
für die Brautschuhe
Um ihre Sparsamkeit zu
beweisen, legten die Jungen Frauen früher Pfennig für Pfennig für
ihre Brautschuhe beiseite. Noch heute sammeln manche Mädchen jeden
Pfennig, aber wohl mehr aus Spaß und vor allem freiwillig.
Ratsam ist es auf jeden Fall, am Hochzeitstag ein
kleines Geldstück in den Brautschuh zu stecken. Dann wird es in der Ehe
niemals an Geld fehlen.
Schutz
vor bösen Geistern
Die
Vorstellung, daß die bösen Geister das junge Glück stören könnten,
ist teils von Traditionen, teils vom Aberglauben geprägt.
Offensichtlich waren diese Unholde nicht besonders gescheit, denn sie
ließen sich, wie viele der überlieferten Bräuche zeigen, leicht überlisten.
Um die Dämonen zu täuschen, wurde dem Bräutigam zuerst ein anderes Mädchen
oder eine alte Frau zugeführt, bevor man schließlich seine Braut
herbeiholte. Nach fränkischer Deutung trägt die falsche Braut der
echten so das Unglück aus dem Haus (Fortsetzung: Seite 78).
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